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Zu Zeiten des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620-1688) gehörte die Halbinsel, der sogenannte Tornow, zu dem großen Tiergarten, der sich südöstlich der Langen Brücke bis in die Ravensberge hinein erstreckte. Auf Anordnung Friedrich Wilhelms II. (1712-1786) wurde Ende des 18. Jahrhunderts die Halbinsel an der Schmalseite durch einen Graben getrennt, um die im Templiner und Potsdamer Forst geschlagenen Baumstämme besser und schneller in den Stadtkanal flößen zu können.

Seitdem heißt der Graben unter Bezugnahme auf Elias Daniel Hitzig, den Besitzer der umliegenden Wiesen und der nahegelegenen Gerberei und Lederfabrik, Judengraben.

Friedrich Wilhelm IV (1795-1861) wollte den Tornow auch in seine Verschönerungspläne der Insel Potsdam einbeziehen. So skizzierte er Ideen für sein phantastisches Residenzschloß Belriguardo, für das schließlich 1823 Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) Entwürfe fertigte. Sowohl dieser Entwurf wie auch die 1841 von Peter Joseph Lenné (1798-1866) entworfenen Pläne für eine Neugestaltung des "Etablissements Tornow bei Potsdam" sind nicht zur Ausführung gelangt.

Im Jahre 1889 erwarb Clara Hoffbauer (1830-1909), die Witwe des vermögenden Kaufmanns Hermann Hoffbauer (1819-1884), von der Potsdam-Magdeburger-Eisenbahngesellschaft einen etwa 160 Morgen großen, im Süden der Insel liegenden Teil. Darauf begann sie bis zu ihrem Tod zahlreiche Gebäude einer wohltätigen Privatstiftung zu errichten. Nach Zustimmung durch Kaiser Wilhelm II. (1859-1914) wurde dieser Teil 1894 ein eigener Gutsbezirk, erhielt in Erinnerung an den Stifter den Namen "Hermannswerder" und wurde durch eine 1200 Meter lange Umfassungsmauer vom übrigen Potsdamer Gutsbezirk abgetrennt. Der Name hat sich im Volksmund inzwischen als Begriff für die ganze Halbinsel gefestigt.

Zweigt man am Eingang zur Hoffbauer-Stiftung von der Templiner Straße ab und fährt entlang dieser Mauer in Richtung Nordwesten, so gelangt man zum "Alten Tornow", einem Wohngebäude aus der Zeit um 1800, das lange Zeit als Fährhaus und dann ebenso als Gastwirtschaft gedient hat. Hier biegt die Tornowstraße nach Nordosten ab, nach etwa 200 Metern zweigt dann in östlicher Richtung die Küsselstraße ab, welche bereits um 1870 als Weg auf Landkarten von Potsdam und Umgebung verzeichnet war.

Die Tornow- und die Küsselstraße sind in den Jahren vor und nach dem 1. Weltkrieg allmählich mit Sommer- und Landhäusern bebaut worden. Mit den Vorbereitungen zu "Wald-Potsdam", der Planung eines großen Wohngebiets entlang der Leipziger und Templiner Straße in Richtung Caputh, das durch eine Straßenbahn erschlossen werden und ein Kurhaus und viele andere Einrichtungen erhalten sollte, begann vermutlich auch für den Tornow ein gewisser städtebaulicher Aufschwung. Von der Gesamtplanung ist allerdings in den zwanziger Jahren fast nichts ausgeführt worden. In den dreißiger Jahren wurde unter Oberbürgermeister Friedrichs dieser städtebauliche Gedanke nochmals aufgegriffen, dazu gehörte neben einigen wenigen ausgeführten Einfamilienhäusern am Finkenweg und an der Leipziger Straße auch eine nicht umgesetzte Planung für eine Landhaussiedlung auf dem Tornow.

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